SLM Solutions – Beginn einer Turnaround Story aus der Branche 3D-Druck?

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Stefan Krick

Finanz-Blogger, Unternehmer, Vermögensarchitekt

Die Aktie von SLM Solutions ist stark eingebrochen. Doch nun könnte sich mit der neuen Maschinengeneration von Metall-3D-Druckern eine interessante Turnaround-Story auftun.

Die Aktie von befindet sich seit Anfang 2018 in einem Abwärtstrend. Vom Hoch 2018 bei knapp 50 € sinkt die Aktie auf etwa. 5 € in der Hochzeit der Corona Pandemie im März. Das ist ein Verlust von satten 90 %. Die Aktionäre der SLM Solutions sind wirklich zu bemitleiden. Und das obwohl alles so gut aussah…

Das Börsendebüt von SLM Solutions

SLM Solutions zog es 2014 an die Börse, nachdem sich die erste Hype-Phase in der Branche des 3D-Drucks etwas gelegt hat. Man wollte die Welt des 3D-Drucks, auch additive Fertigung genannt, revolutionieren. SLM Solutions erfand auch das gleichnamige Verfahren SLM (Selective Laser Melting): Dabei wird mit einem oder mehreren Lasern Metallpulver schichtweise miteinander verschmolzen und so nach und nach ein Bauteil aufgebaut. Die entsprechenden Maschinen bietet man in verschiedenen Größen und Geschwindigkeiten an. Anfang der 2010er wurde als eine neue große industrielle Revolution gefeiert welche die konventionelle Fertigung nach und nach verdrängen sollte. Die Aktienkurse der etablierten Unternehmen wie 3D Systems oder Stratasys schossen in die Höhe und das zog weitere Unternehmen an, welche ein Stück vom Kuchen abhaben wollten. Ein paar Jahre lief auch alles gut bis es die Kurse zwischen 2014 und 2016 regelrecht zerfetzte und viele Unternehmen der Branche pleite gingen. Die hohen Erwartungen, welche in den Aktienkursen eingepreist waren konnten nicht erfüllt werden. Die Technologie entwickelte sich zu langsam und die Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette waren immer noch zu hoch. Auch wenn der 3D-Druck fertigungstechnisch sehr innovative Lösungen ermöglicht, z.B. im Leichtbau und der Bionik, konnte man das Verfahren nicht ausreichend skalieren um Kosten zu senken und profitabel zu werden. Da schien die Zeit mit dem Börsengang für SLM Solutions genau richtig um diese Schwächephase der Branche auszunutzen und anzugreifen, immerhin hat man nach eigenen Angaben ja die Technologieführerschaft mit dem SLM-Verfahren.

Übernahme durch GE? Nein doch nicht!

Noch im Jahr 2016 wollte General Electric SLM Solutions komplett übernehmen. Der Kurs stieg aufgrund der Übernahmefantasien stetig an. Letztendlich scheiterte die Übernahme und Generel Electric übernahm die Konkurrenz Concept Laser und Arkam. Doch das tat dem Kurs keinen Abbruch. Vielmehr feierten die Aktionäre das SLM Solutions ein eigenständiges Unternehmen bleibt. 3D-Drucktechnologie „made in Germany“ eben. Die Wachstumsaussichten schienen gigantisch was im Kurs eingepreist wurde.

Der Einbruch

Das böse Erwachen folgte anschließend: Die Umsätze stagnierten und waren seit Ende 2018 sogar stark Rückläufig. Erzielte man im GJ 2017 noch ca. 83 Mio. € Umsatz sank dieser um ca. 40 % auf 49 Mio. € im GJ 2019. Hinzu kam die stetig steigende Verschuldung und damit einhergehend eine steigende finanzielle Belastung durch laufende Zahlungen und Zinsen. Die eigentlich sehr gute Eigenkapitalbasis (2018 noch bei ca. 93 Mio. €) wurde dadurch nach und nach aufgebraucht, sodass heute ca. 31 Mio. € Eigenkapital ca. 66 Mio. € Schulden gegenüberstehen. Die Corona-Pandemie tat ihr übriges und die Aktie sank auf ein neues All-Time-High. Die Lichter schienen bei SLM Solutions langsam auszugehen: Umsätze rückläufig bei steigender Verschuldung, das kann kein Unternehmen langfristig überleben. Doch in der Krise liegt auch immer eine Chance für Neues…

Neuaufstellung und hoffen auf die neue Maschinengeneration

SLM Solutions hat sich zunächst über eine Kapitalerhöhung und Wendelanleihe dringend benötigtes Geld besorgt um die laufende Geschäftstätigkeit aufrecht zu halten. Nebenbei war die Entwicklungsabteilung der SLM Solutions fleißig und es soll planmäßig im November eine neue Maschinengeneration vorgestellt werden. Der Vorstandschef Meddah Hadjar sprach bereits im Sommer davon, dass diese neuen Maschinen die gesamte Branche des Metall-3D-Drucks verändern werden. Davon zeigen sich auch die Analysten der Deutschen Bank überzeugt, welche mit einer 5- bis 10-fachen Produktivitätssteigerung rechnen (Quelle). Sollte die neue Maschinengeneration wirklich einen deutlichen technologischen Fortschritt mit sich bringen und die Produktionsprozesse beschleunigen, könnte dies auch wieder neue Kunden anlocken welchen diese Technologie bisher zu teuer war. Nebenbei sprangen trotz Corona-Krise auch wieder die Verkäufe an, so konnte man den Umsatz im H1 2020 auf 31,2 Mio. € nahezu verdoppeln (H1 2019: 16,4 Mio. €). Das EBITDA konnte im HJ1 auch deutlich verbessert werden auf -6 Mio. € (H1 2019: -18,9 Mio. €). Leider war der Auftragseingang aufgrund der Corona-Pandemie im Vergleich zum Vorjahr etwas rückläufig. Die Analysten der Deutschen Bank haben die aufgrund der neuen positiven Aussichten bereits von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft und das Kursziel von 6 € auf 15 € angehoben. Man ist anscheinend davon überzeugt, dass die neue Maschinengeneration einen durchschlagenden Erfolg bringen wird und eine Vielzahl neuer Aufträge die Bücher ab dem vierten Quartal füllen werden.

Sollte die neue Maschinengeneration wirklich das halten was sie verspricht und die Verkaufszahlen ordentlich ankurbeln würden sich die langfristigen Aussichten schlagartig verbessern. Hinzu kommt, dass die große Konkurrenz der Branche, wie z.B. 3D Systems, ebenfalls schwächelt. Wenn es SLM Solutions schafft die Konkurrenz technisch „auszustechen“ würde dies ebenfalls mehr Kunden anlocken. Aktuell liegen die Maschinen im Bereich 3D-Metall-Druck technologisch „gleich auf“, D.h. Geschwindigkeit, Kaufpreis und Fertigungsqualität sind bei allen Herstellern in etwa gleich. Die neue Maschinengeneration von SLM Solutions könnte dies jetzt ändern.

Fazit

Der Aktienkurs von SLM Solutions ist auf einem historischen Tiefkurs. Das Unternehmen hat sehr starke Liquiditätsprobleme, konnte bisher in keinem Geschäftsjahr seit dem Börsengang einen positiven free cash flow erwirtschaften und das Betriebsergebnis war im GJ 2019 ein Desaster. Die Corona-Pandemie hat den Fall des Aktienkurses dramatisch beschleunigt. Alle Hoffnung ruht nun auf der neuen Maschinengeneration welche am 9. November vorgestellt werden soll. Kunden sollen mit einer vielfachen Produktivitätssteigerung überzeugt werden, was die Kosten des Wertschöpfungsprozesses deutlich reduzieren würde. Die Analysten der Deutschen Bank sehen aktuell großes Potential und haben die Aktie hochgestuft woraufhin die Aktie am 29. November prozentual bereits zweistellig steigen konnte.

Man könnte die Corona-Pandemie für einen „Neustart“ nutzen und von den Konjunkturprogrammen in den nächsten Jahren profitieren. Die 3D-Drucktechnologie entwickelt sich ständig weiter, vor allem die Geschwindigkeit wird kontinuierlich verbessert um die Produktionskosten zu senken. Meiner Meinung nach wird 3D-Druck niemals, wie zu Beginn der 2010er prognostiziert, die konventionelle Fertigung ersetzen aber es werden mehr und mehr Anwendungsgebiete hinzukommen. Wenn es SLM Solutions endlich schafft Skaleneffekte zu erzeugen und das bei deutlich fortschrittlicher Maschinentechnologie, könnte man in ein paar Jahren auch nachhaltig Gewinne erzielen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg.

SLM Solutions mit der gleichnamigen 3D-Drucktechnologie ist ein interessanter Kandidat. Wer an 3D-Druck „made in Germany“ glaubt und auf die neue Maschinengeneration setzt, könnte einen Einstieg wagen. Im wikifolio „Zukunft und Trends Chancen“ halte ich bereits seit ein paar Monaten eine kleine Position SLM Solutions und bin deutlich im Plus. Aufgrund der Wachstumsaussichten welche die neue Maschinengeneration mit sich bringt und des sich aufhellenden Geschäftsklimas (ifo Geschäftsklimaindex steigt zum fünften Mal in Folge), werde ich die Position im wikifolio bei einem Rücksetzer vermutlich noch etwas ausbauen.

Man sollte sich aber bewusst sein, dass SLM Solutions ein risikoreiches Investment ist und aufgrund der katastrophalen Zahlen immer noch ein Totalausfall droht. Allerdings glaube ich, dass das Chance-Risiko-Verhältnis eher positiv ist und man mit etwas Geduld in ein paar Jahren ein Vielfaches seines Einsatzes erzielen kann. Die 3D-Druck-Branche erwacht auch wieder etwas, was man an steigenden Kursen von Unternehmen der Branche, wie z.B. Materialise oder Proto Labs, sehen kann. Man sollte bei einem Einstieg daher nur eine kleine Depotposition eröffnen und die Vorstellung der neuen Maschinengeneration abwarten. Sollten sich die Geschäftszahlen im 2. Halbjahr weiter verbessern kann man seine Anfangsposition immer noch erhöhen.

Disclaimer: Der obere Beitrag ist lediglich eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung. Für Richtigkeit und Vollständigkeit wird keine Verantwortung übernommen. Jede Person ist selber für ihr Handeln verantwortlich. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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